Sehen und gesehen werden

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Ich bin leidenschaftliche Fahrradfahrerin. Selbst als wir noch ein Auto hatten, bin ich total gerne Fahrrad gefahren. Und nun ohne Auto erst recht. Ich finde es super praktisch, überall bis direkt vor die Tür fahren zu können, immer einen Parkplatz zu finden und selbst bei Regen komme ich mit Regenhose und Regenjacke trocken am Ziel an.
Das einzige, was nicht so schön ist, ist die dunkle Jahreszeit ... denn das sehen und gesehen werden, ist manchmal nicht ganz so einfach. Natürlich habe ich Licht am Fahrrad ... sogar ganz vorschriftsmäßig hinten und vorne. Trotzdem fühle ich mich manchmal unsicher, ob ich im Straßenverkehr wirklich immer gesehen werde.
Leider haben die allerwenigsten Outdoorjacken Leuchtpaspeln, was ich schon etwas ärgerlich finde. Denn schließlich sind sie ja teuer genug und für draußen gedacht, aber sichtbarer machen sie mich nicht. Ein Fan von Warnwesten bin ich allerdings auch nicht. Ich möchte nicht noch etwas über meine Jacke anziehen und schon gar nichts Neongelbes.
Doch vor ein paar Wochen fuhr bei unserem Sonntagsspaziergang eine Frau mit ihrem Fahrrad an uns vorbei und diese Frau hatte über ihrem hinteren Fahrradkorb eine neongelbe Abdeckhaube. Wir konnten die Frau bzw. ihre Abdeckhaube noch ewig an diesem tristen, grauen Wintertag sehen und ich wusste, ja, genau so etwas möchte ich auch für mein Fahrrad ... und zwar vorne und hinten, schließlich habe ich zwei Körbe.
Wieder zu Hause habe ich sofort das Internet zu solchen Fahrradkorbabdeckungen befragt und bin auch fündig geworden. Nur fand ich diese ziemlich teuer, das muss doch auch irgendwie günstiger gehen ...

Nach einigem hin und her überlegen, kam mir dann die Idee: ich könnte eine Warnweste zu solchen Abdeckungen vernähen. Jetzt brauchte ich nur noch eine Warnweste ... die war schnell gefunden - nicht verzagen, Oma fragen. Tatsächlich hatte Oma noch eine alte Warnweste in ihrer Flurschublade.

Nach einigem hin und her gemesse, stellte ich dann fest: die Leuchtstreifen wären bei der Abdeckung oben auf dem Korb. Das war ja nicht das, was ich wollte. Denn die Wahrscheinlichkeit, das ein Flugzeug notlanden muss, wenn ich im Dunkeln mit dem Fahrrad unterwegs bin, schien mir dann doch sehr gering ... Ich wollte doch von Autos gesehen werden, die von vorne und hinten und links und rechts kommen.

Also habe ich die Weste erstmal in die Ecke gelegt ...

... bis mir dann eine neue Idee kam. Ich brauche ja gar keine Abdeckung. Mir würden ja Leuchtstreifen an den Fahrradkörben völlig reichen.
Und so habe ich den unteren Teil der Weste in zwei Streifen geschnitten, die Kanten umgenäht und ein paar Gummibänder angenäht.

Fertig sind meine Fahrradkorbleuchtstreifen - einer für den vorderen Korb und einer für den hinteren.

Der Vordere lässt sich ganz einfach am Lenker befestigen ...

... und beim Hinteren kann ich das Gummiband über den Sattel ziehen. Wenn ich das Fahrrad irgendwo abstelle, sind die Bänder schnell wieder abgemacht, aufgerollt und im Rucksack verstaut.

Beim Fahrradfahren habe ich nun endlich ein gutes Gefühl, das ich schon von weitem gesehen werde und zwar von vorne und hinten und von links und rechts. So werde ich auch noch die letzten Wochen Winterdunkelheit überstehen, bis dann endlich der Frühling kommt ...

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