Stadtradeln geht auch auf dem Land

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Ich fahre gerne Rad ... schon immer. Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war, als ich Fahrrad fahren gelernt habe. Aber ich weiß noch genau, wie es war, als ich das erste Mal auf meinem eigenen Fahrrad gesessen habe. Die Lillyschwester ist mit mir in den Keller gegangen, um mein Fahrrad zu holen und mir dann das Fahren beizubringen. Bevor sie unsere Kellertür zu hatte, saß ich schon auf dem Rad und bin losgefahren. Es war toll! Leider wusste ich noch nicht, wie man bremst und die Kellertür zum nächsten Gang kam rasend schnell auf mich zu ... zum Glück war meine Schwester auch sehr schnell und bekam mich noch zu fassen, bevor ich die schwere Eisentür erreichte. Meine erste Lektion war, fahre niemals los, wenn du nicht weiß, wo die Bremse ist.
Von diesem Tag an war das Fahrrad meine liebste Fortbewegungsart. Meine Mutter hatte keinen Führerschein und war auch meistens mit dem Fahrrad unterwegs. Egal wo wir hinwollten, wir sind fast immer Fahrrad gefahren. Ob in die nächste Stadt zum Bummeln, ins Kino, zu Freunden, ins Freibad, zur Schule - ab aufs Rad und los.


Irgendwann mit 18 habe ich dann den Führerschein gemacht und mir sogar ein Auto gekauft. Ab und an sind der Lillymann, später auch das Lillykind und ich auch damit gefahren. In den zwölf Jahren, die wir das Auto hatten, sind wir ca. 13.000 Kilometer damit gefahren. Als das Lillykind zehn Jahre alt wurde, haben wir das Auto verkauft und beschlossen, wir brauchen auch kein neues. Es geht auch ohne. Noch heute werden wir oft gefragt: "Wie das denn geht? Ein Leben ohne Auto?" Was soll ich sagen, das geht ganz wunderbar. Ich habe das Auto bisher nicht einen einzigen Tag vermisst. 


Worauf ich aber wirklich nicht verzichten könnte, ist mein Fahrrad. Mit dem Rad bin ich hier in unserer kleinen Stadt superschnell unterwegs. Ich kann Abkürzungen nehmen, die man mit dem Auto nicht fahren kann. Und das Tollste überhaupt: ich brauche mir keine Gedanken, um einen Parkplatz machen. Wenn ich zur Arbeit fahre, kann ich es direkt vor der Tür abstellen. Wenn ich zum Einkaufen fahre, parke ich direkt vor dem Supermarkt. Und auch das Einkaufen für eine ganze Familie geht ohne Probleme mit dem Fahrrad. Ich habe einen Hackenporsche, den ich mit einer Kupplung am Rad befestigen kann. Außerdem hinten und vorne noch einen Korb, so bekomme ich bei meinem wöchentlichen Einkauf alles mit. Mit meinem Hackenporsche kann ich die Einkäufe bis in die Wohnung fahren und brauche keine Taschen mehr vom Auto ins Haus schleppen.


Die meiste Zeit des Jahres mache ich mir keine Gedanken, wie weit ich so mit dem Drahtesel unterwegs bin. Aber drei Wochen im Jahr wird jeder Kilometer gezählt und zwar, wenn Stadtradeln ist. Ich glaube, es ist das neunte Jahr in dem unsere Stadt mitmacht. Das Stadtradeln ist eine tolle bundesweite Aktion. Kommunen können sich anmelden und dann kann jeder, der mag, ein Team gründen und seine gefahrenen Kilometer eintragen. Es gibt auch „offene“ Teams, den man beitreten kann. Mir persönlich geht es gar nicht um den Wettbewerb, sondern einfach mal darum zu sehen, wieviele Kilometer lege ich so im normalen Alltag zurück.
In diesem Jahr nehmen schon 1099 Kommunen teil. Sollte deine Stadt auch dabei sein, mach doch mal mit. Mittlerweile gibt es eine App fürs Handy. Mit der kann man ganz einfach die Kilometer zählen. Vielleicht motiviert es dich ja auch, mal das Auto stehen zu lassen. 
Wenn deine Gemeinde noch nicht mitradelt, schlage es doch den Verantwortlichen im Rathaus mal vor. Denn was gibt es besseres, als sich umweltbewusst fortzubewegen und gleichzeitig tut man sich selbst auch was Gutes.


Was ich nicht wusste und erst in dem wunderbaren Roman von Petra Durst-Benning „Solang die Welt noch schläft“ gelesen habe, es war lange Zeit sehr verpönt, dass Frauen Fahrrad fahren. Das Buch spielt um 1890 und handelt von der jungen Josefine, die ihre Leidenschaft fürs Fahrrad fahren entdeckt, was damals schier skandalös war. Doch sie kämpft für ihren Traum vom Radrennen. 
Das Buch ist der 1. Band der Jahrhundertwind-Trilogie, alle drei Bände handeln von sehr emanzipierten Frauen und sind wirklich lesenswert.

Die nächste Tage fahre ich noch etwas durch Wald und Wiesen und zähle meine gefahrenen Kilometer. Denn Stadtradeln geht auch auf dem Land. 


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