Die Leiden der Schrebergärtnerin


Anfang Mai war ich voller Gartenoptimismusvorfreude. Mai, das hört sich schon fast wie Sommer an. Endlich geht es so richtig los im Garten. Dann braucht man nur noch die Eisheiligen abwarten und die vorgezogenen Pflänzchen können von der Küchenfensterbank in die Beete ziehen.
In den letzten Jahren hatte ich nichts selber vorgezogen, aber dieses Jahr tummelten sich auf der Fensterbank Tomaten, Paprika und Gurken. Alles ist was geworden, ich kann kaum beschreiben, wie mein Gärtnerinnenherz sich darüber gefreut hat.


Die Eisheiligen kamen und gingen vorbei. Die Kälte und der Regen blieben. Dann kam ein Tag mit wunderbarem Sonnenschein und ich habe die Gurken, ein paar Tomaten und Paprikapflanzen mit in den Garten genommen. Alle Pflanzen habe ich in die Hochbeete gepflanzt. Vorher hatte ich nochmals ausführlich das Internet studiert, wer neben wem am besten wächst. 

Was soll ich sagen, nachts kam der Sturm … und bei meinem nächsten Gartenbesuch sahen meine gehegten und gepflegten Pflänzchen erbärmlich aus. Obwohl ich sie festgebunden hatte, ist der Sturm über die Hochbeete gepeitscht und die Blätter hingen zerfetzt herunter. Okay, vielleicht war es nicht der beste Plan sie in die Hochbeete zu pflanzen, aber bei anderen funktioniert es ja auch. Ich war noch voller Optimismus, das sie sich vielleicht noch erholen würden. Das war zwar ein harter Einstieg ins Draußenleben, aber heißt es nicht auch, nur die Harten kommen in den Garten? Ich habe ihnen gut zugeredet, ab jetzt wird es besser.

Bei meinem nächsten Gartenbesuch musste ich dann feststellen, nicht nur das Wetter ist der Feind der Schrebergärtnerin. Nein, da gibt es noch ganz andere. Während letztes Jahr eine Horde Kaninchen alles abgefressen hat, was mir lieb war … Bohnen und Glockenblumen, sind in diesem Jahr die Nacktschnecken über alles Gemüse hergefallen. Von den Gurken und Paprikapflanzen standen nur noch ein paar Stängel da. Genauso ratzekahl weggefressen, war sämtlicher Salat, die Zucchinipflanzen, ein Kürbis und bei den Bohnen waren sie gerade bei. Eigentlich bin ich ein sehr fröhlicher, friedliebender Mensch, aber an dem Nachmittag wurde ich zum Killer. So wie die Schnecken über mein Gemüse hergefallen sind, bin ich über die Schnecken hergefallen.

Wieder zuhause habe ich das Internet befragt, was kann man denn gegen diese ekelhaften Viecher machen? Absammeln, am besten morgens. Hmm, da muss ich zur Arbeit. Mein Chef ist sehr verständnisvoll, aber ich glaube, da hört es auch bei ihm auf, wenn ich morgens zwei Stunden später zur Arbeit komme. Und mal ganz ehrlich, wenn ich nachmittags gefühlt schon hunderte Schnecken im Garten habe, wieviele sind denn da morgens? Das möchte ich eigentlich gar nicht wissen.
Tigerschnegel fressen Schneckeneier. Das ist ja schon mal gut. Man kann sich welche bei Ebay kaufen … gebraucht. Was heißt denn „gebraucht“? Sind die schon satt? Wie alt werden die denn? Dann habe ich gelesen, Tigerschnegel fressen nicht nur Schneckeneier sondern auch Gemüse. Also, keine gebrauchten Tigerschnegel für mich.
Einen Igel habe ich im Garten. Das ist ja schon mal was. Und tatsächlich habe ich dann auch eine Weinbergschnecke entdeckt.


Und die Tage darauf noch eine zweite auf dem Gartenweg. Die habe ich dann schnell in meinen Garten gebracht.

Währenddessen frassen sich die Nacktschnecken durch mein Hochbeet. Ganz systematisch, ich hatte nach dem Prinzip „Gärtnern im Quadrat“ Radieschen und verschiedene Salate ausgesät. Die Schnecken haben das klar erkannt und jeden Tag ein Quadrat leer gefressen. 

Ich war kurz davor, alles hinzuschmeißen. Dann pflanze ich halt kein Gemüse mehr an. Fertig! Denn der Tipp Pflanzen zu nehmen, die Schnecken nicht interessieren, wie zum Beispiel Tomaten und Zwiebeln, funktioniert bei mir auch nicht. Meine Schnecken sind nicht wählerisch, sie erwische ich auch auf diesen Pflanzen.

Natürlich könnte ich Schneckenkorn ausstreuen. Darüber habe ich aber gelesen, dass würde sich am meisten gleich im Frühling lohnen, wenn es noch nicht so viel Grünes im Garten geben würde. Damit die Schnecken dann das Korn fressen. Tja, mittlerweile gibt es ja ganz viel Grünes im Garten.

In meiner letzten Verzweiflung bestellte ich mir einen Schneckenzaun. Um den aufzubauen, musste ich erstmal Platz schaffen. Denn damit der wirklich keine Schnecke reinlässt, darf nichts außen herum wachsen, was als Brücke dienen könnte. Ich muss gestehen, das ist mir sehr schwer gefallen. Denn zwischen den kläglichen Überresten der Zucchinipflanzen wuchsen lauter Ringelblumen, Mohn und Bienenfreund. Daran und drunter versteckt zahlreiche Nacktschnecken. Nachdem ich endlich eine 1 Meter mal 3 Meter Fläche Pflanzen und Schnecken frei hatte, habe ich den Schneckenzaun aufgebaut.

Als erstes habe ich die restlichen Paprikapflanzen in diese Zone gepflanzt.

Voller Spannung bin ich dann bei meinem nächsten Gartenbesuch sofort zum schneckenfreien Beet hin und siehe da, sie standen noch! Keine Schnecke hat den Zaun überwunden. Zaghafte Hoffnung machte sich in mir breit. Konnte es wirklich klappen und ich könnte dieses Jahr doch noch ein wenig Gemüse pflanzen, säen und vor allem ernten? 

Ich war so mutig und kaufte auf dem Markt nochmals zwei Zucchinipflanzen. Außerdem säte ich die restlichen Stangenbohnen aus.

Dreimal auf Holz geklopft und über die Schulter gespuckt, auch beim nächsten Gartenbesuch waren alle Pflanzen unversehrt. Nun habe ich auch noch Pflücksalat und ein paar Buschbohnen gesät. Wer mit wem gut kann, war mir mittlerweile total egal, was noch da war an Saat wurde versät. Diese Zone musste optimal genutzt werden.

Als der Lillymann in den Garten kam, um mein schneckenfreies Beet zu begutachten, war sein einziger Kommentar, das würde aussehen wie Berlin in den 80ern. Ganz unrecht hat er da nicht.



Mir egal. Hauptsache keine Nacktschnecken. Seitdem der Schneckenzaun steht, hat es nicht mehr geregnet. Eine kleine fiese Stimme in meinem Kopf flüstert, natürlich siehst du keine Schnecke mehr. Denn es ist warm und knochentrocken da draußen, aber warte nur ab. Kommt der Regen, kommen auch die gefräßigen Biester zurück! Ich versuche diese Stimme zu ignorieren und erfreue mich sehr, an all den schönen Pflanzen in meiner Zone. 



Auch in den Hochbeeten herrscht zur Zeit Schneckenflaute und die Pflanzen haben sich erholt. Sogar die Sturm erprobten Tomaten sind kräftige Pflanzen geworden. Also ist an dem Sprichwort wirklich was dran … nur die Harten kommen in den Garten.



Die Wärme in den letzten Tagen hat den Pflanzen sehr gut getan. Die Kürbisse beginnen langsam zu ranken, genauso wie die Stangenbohnen.


Und ein bisschen was ernten konnte ich auch schon. Die Zuckerschoten haben die Schnecken doch tatsächlich fast in Ruhe gelassen.


Die ersten Erdbeeren sind reif und schmecken köstlich.


Direkt in dem Beet an der Gartenpforte wachsen in diesem Jahr lauter Walderdbeeren. Wenn man reinkommt in den Garten duftet es total intensiv nach Walderdbeeren. Im alten Garten hatten wir ganz viele direkt an der Terrasse. In diesem Garten hatte ich bisher keine. Ich habe auch keine Ahnung, wo diese auf einmal herkommen. Freu mich aber umso mehr darüber.


Ansonsten ist der Garten das reinste Blütenmeer:











Bei jedem Gartenbesuch sind andere Blumen am blühen und so verändert der Garten auch ständig seine Farbe. Erst waren es mit den Vergissmeinicht und Traubenhyazinthen mehr Blautöne. Dann wurde es mit den Margeriten und Mohn weiß und rot. Mit dem Fingerhut ging es dann zu weiß, pink und rosa. Aktuell blühen nun die Glockenblumen. So kommt wieder mehr lila und blau ins Spiel. Doch die ersten Färberkamillen sind auch am Start. Dann wird wohl gelb überwiegen.


So bleibt jeder Gartenbesuch spannend. Was mag wohl beim nächsten Mal blühen? Und vor allem, welches Gemüse ist beim nächsten Mal noch da und nicht weggefressen …








Kommentare

  1. Liebe Lilly,
    au weia Schnecken....das ewige leidige Thema. Ich kann dir da sooo gut nachfühlen. Bei mir sind wirklich normalerweise ALLE Tiere willkommen; nur bei Nacktschnecken hört auch bei mir die Freundschaft auf- definitiv!! Aber bei dir sieht es doch mittlerweile wieder recht gut aus. Drücke dir alle Daumen, dass sie sich ab sofort lieber in "Olgas" Garten nebenan vergnügen, ;-) *kicher*
    Musste so lachen, über die Aussage deines Mannes :)) Aber wo er Recht hat, hat er Recht!! ;-)....
    Die Fotos von den Blühpflanzen sind wunderschön, aber am allermeisten gefällt mir das "Arrangement" mit dem Fahrrad. Das ist auch schon lange mein Traum....
    Wünsche dir noch eine schöne "Schneckenfreie" Zeit!!!
    Viele liebe Grüße

    Jeanne

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    1. Liebe Jeanne,
      ja, das Schneckenelend kennt wohl jeder :-) Na, freiwillig geht keiner zu Olga … nicht mal die Nacktschnecken!
      Bestimmt findest du irgendwann ein altes Fahrrad, musst du dir doch nur wünschen ;-)
      Liebe Grüße
      Lilly

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